Montag, 19. Juni 2023

Tag 25: Überall Eichen.

Montag, 12.06.2023
Morgens 8°, Nachmittags 22°; sonnig und klar
8,75h mit Pausen; 5,75h reine Laufzeit
29km
Zeltwiese am See (Nähe Taurupe) nach
Mālpils

Der gute Lauf von gestern hat sich über die Nacht fortgesetzt. Ich habe tief und fest durchgeschlafen, die Morgensonne heizt das Zelt angenehm auf, kaum Tau oder Kondenswasser am Zelt (also kann ich mein Zelt später trocken in den Rucksack packen). Frühstück fällt aus, statt dessen ziehe ich los, in einen gleißenden Morgen unter strahlend blauem Himmel.

Die ehemalige Bahnlinie zwei Kilometer weiter ist zu einem schmalen Sandweg geworden, heute ein Rad- und Wanderweg zwischen Riga und Ergli. Kerzengerade durch den Wald, links und rechts Sümpfe, undurchdringliches Dickicht, dann ein paar Wiesen. Ich nähere mich dem alten Bahnhof von Keipene. Zwischen ordentlich gestutztem Rasen gibt es etwas Landschaftskunst und 200m Bahnstrecke, auf der man im Sommer mit einer Draisine hin und her fahren könnte. Ich interessiere mich viel mehr für den kleinen Laden, der gleich da hinten am Bahnübergang im Schatten liegt. Ein Frühstückseis und etwas Kefir sollen es heute für mich sein. 


Ich verlasse die alte Bahntrasse schon eine Stunde später, früher als geplant. Statt dessen bekomme ich verfallene Häuser und herrliche Alleen serviert, uralte prächtige Bäume säumen einen Schotterweg. Im Schatten läuft es sich herrlich kühl, vom Feld weht noch ein leichter Wind dazu.

Wieder schmeiße ich die geplante Tour für heute um, weil der zurechtgelegte Weg nicht existiert Statt einem halbwegs deutlich erkennbaren Weg gibt es hier nur ein Getreidefeld. Diesmal muß ich nicht lange überlegen und wandere einfach weiter auf der Schotterstraße. Daß das hier in Lettland mit den kleinen kuscheligen Wegen durch den Wald oft nicht so funktioniert wie auf der Karte, habe ich inzwischen gelernt. 


Das letzte Auto habe ich vor weit über einer Stunde gesehen. Pause mache ich einfach irgendwo am Straßenrand, breite meine Zeltplane aus und räkele mich im Schatten einer der  vielen mächtigen Eichen, die hier die Zeiten überlebt haben. Es sind heute nur maximal 22 Grad, aber durch die vielen Stunden Laufen in der prallen Sonne fühle ich mich jeden Abend trotz Sonnencreme verbrannt und ausgedörrt. Deswegen genieße ich jedes Stück Schatten und jede Brise Wind, die auf meinen Armen zu spüren ist.


Mālpils kommt schneller als gedacht. Ich habe für heute Abend ein erstaunlich günstiges Ferienhaus geschossen. Der Besitzer hat mir eine Nachricht mit ein paar Fotos geschickt und meinte, ich solle einfach reingehen, der Schlüssel steckt. Als ich in den Garten einbiege, guckt mich erstmal eine Babushka hocherstaunt an, und auf ihren folgenden Redeschwall bin ich nicht vorbereitet. Lost in Translation. Eine junge Katze spielt abwechselnd zwischen ihren Füßen und mit dem Rasensprenger, während wir das Mißverständnis aufklären. Ich bin hier richtig, der Sohn hatte der alten Dame nichts von der kurzfristigen Buchung nebenan erzählt.

In der tiefstehenden Sonne des Abends noch ein kleiner Versorgungsspaziergang zum örtlichen Laden, dann schlafe ich in einem an schwedische Holzhäuser erinnernden weißen Zimmer oben unter dem Dach ein.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen