Dienstag,
06.06.2023
Morgens 6°, Nachmittags 22°; sonnig
9,5h mit
Pausen, 6,5h reine Laufzeit
31km
Waldlichtung nördlich von
Bebrene nach Zasa
Die Nacht war gut und ruhig, ich bin gegen 04:30 das erste Mal aufgewacht und es war schon so hell, daß ich im Zelt bequem hätte Lesen können. Ich hänge der Frage nach, wie lange es hier gerade überhaupt dunkel ist – Sonnenuntergang 21:53, aber es war danach sicher noch eine Stunde lang nicht wirklich dunkel. Ich schlafe wieder ein und wache gegen 06:30 richtig auf, die Sonne heizt das Zelt langsam auf. Ich kann im Liegen schon massenweise Mini-Mücken sehen, die vor dem Zelt auf mich warten. Da hilft nur Seufzen und durch. Draußen dann kühle und feuchte Morgenluft, ich packe im Expressmodus meine Sachen zusammen und stapfe los.
Aber es fällt mir schwer heute. Die ersten 10 Kilometer durch leeren Wald, auf breiten Forstautobahnen, die hier nur hineingeschlagen wurden, damit die Holz-Trucks ihre Ladungen abfahren können. Undurchdringlicher Wald links und rechts des Weges, manchmal eine Rodung, dann weiter geradeaus. Ich fühle mich heute genauso mechanisiert wie dieser Wald es ist. In Litauen durchzogen kleine Sandwege die Wälder, führten über Hügel und um kleine Sumpfstellen herum, hier geht es geradeaus, links und rechts der Straße akkurat mit Graben und mit genormtem Schotter als Straßenbelag.
Birkenplantage (aka Fototapete) |
Danach wird’s launemäßig kritisch. Die nächsten Stunden gehen wieder über schnurgerade Forststraßen, links und rechts gerodeter Wald, zur Abholung bereitliegend neben der Straße. Alle Wege verlaufen in 90°- oder 45°-Winkeln. Hier geht niemand freiwillig Spazieren. Hier wird nur Fahrrad gefahren, um durch dieses Waldgebiet durchzukommen. Industriewald, Erntewald, Sumpfwald. Ich ziehe mir den Hut tiefer ins Gesicht und stiefele mißmutig geradeaus, begleitet von einem Schwarm Bremsen, Mücken und ein paar Wespen. Der Tag heute ist ein bißchen wie eine Prüfung meiner Nerven.
Als ich endlich von der P72 abbiege, wird alles wieder gut. Ich erreiche das Dorf Zasa durch die Hintertür, komme direkt am Dorfladen vorbei. Die gutmütige Verkäuferin in der adretten Kittelschürze erkennt in mir sofort den des Lettischen unkundigen Touristen und verkauft mir mit freundlich-verschmitztem Lächeln ein paar Getränke und ein Eis.
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