Mittwoch, 17.05.2023
Morgens 10°, Nachmittags
14°; 7 von 7 Stunden Regen
7h
mit Pausen, 6h reine Laufzeit
29km
Antakalnis nach Trakai
Ich verlasse den leeren Ferienpark durch den Garten, an dem Tor bin ich gestern schon vorbeigegangen. Die nächste lange Etappe liegt vor mir, es ist bedeckt und kühl. Es wird Regen geben, die Kanäle muffeln. Und der Regen beginnt schon 10 Minuten, nachdem ich aus der Tür getreten bin.
Nach 2 Stunden werfe ich aber doch den Rucksack ab und verkrieche mich unter einem Baum. Wenigstens mal sitzen, ne Kleinigkeit essen, und ein bißchen in den Wald gucken. Mir fällt auf, daß bei diesem Regen keine einzige Mücke unterwegs ist und sofort verschiebt sich meine leicht mißmutige Laune wieder in große Zufriedenheit. Von mir aus könnte es öfter regnen.
Aber im Lauf des Tages geht mir dann doch der Spaß daran verloren. Der Regen wird immer stärker und irgendwann merke ich, wie die Schuhe von oben volllaufen. Kannste nix gegen machen, eine lange Regenhose habe ich nicht mit. Der Regenschirm kapituliert irgendwann auch unter der Last des Wassers und tropft freundlich durch. Als ich so zwei Drittel der Strecke geschafft habe, hab ich eigentlich schon lange die Schnauze voll für heute. Ja super, der Wald riecht großartig im Regen, keine Mücken, keine Sau unterwegs. Aber ich fühle mich wie ein nasser Hund und wahrscheinlich rieche ich auch so.
Der einzige Lacher des Tages geht mir über die Lippen, als ich im Wald ein mahnendes Schild sehe, daß man doch bitte keine Autoreifen hier ablegen möchte. Ein entsprechendes Foto zur Illustration ist ebenfalls mitgeliefert. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) findet sich direkt gegenüber ein kleiner Berg Altreifen. Liebevoll so angeordnet, wie das Bild auf dem Schild es vorgeschlagen hat, teilweise auch mit viel Phantasie in den nächsten Baum gehängt. Ich. Mag. Litauen. Genau mein Humor.
Als ich irgendwann gerade so gar keinen Bock mehr habe, fällt mir ein, daß auf dem winzigen Bahnhof da vorne doch bestimmt ein Wartehäuschen steht, und tatsächlich: Für eine Viertelstunde ist das ein schöner trockener Pausenplatz. Aber das Wasser steht in den Schuhen (ich kann die Sohlen auswringen... an diesem Satz ist so viel falsch...) und – jetzt bitte im Chor: Vom Rumsitzen ist noch niemand angekommen.
Trakai empfängt mich überschwemmten Wegen, Industriegebiet und einem Ausmaß an LKW- und Autoverkehr, das ich in den letzten 5 Tagen echt nicht vermisst habe. Eigentlich ist das hier ein richtig schöner Touristen-Hotspot (dazu morgen mehr), aber das ist mit heute sowas von egal. Ich kann hier heute keine Schönheit mehr finden.
In einem der sozialistischen Wohnblöcke wartet ein Apartment auf mich, ich stürze erstmal in voller Montur quer durch die Wohnung auf den Balkon, um mich dann dort Stück für Stück der ganzen nassen Sachen zu entledigen. So entstehen wahrscheinlich die geringsten Kollateralschäden. Ich dusche lange und dann nochmal 5min länger und werfe die klatschnassen Sachen in die Waschmaschine (Clever mitgedacht: Die sind sowieso naß und müssen trocknen, also können sie auch vorher noch in die Waschmaschine, geschleudert werden und DANN trocknen!).
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