Freitag, 7. Juli 2023

Tag 37: Wieder zurück im Wald.

Freitag, 30.06.2023
Mittags 24°, Nachmittags 26°; sonnig mit aufziehenden Wolken
4,5h mit P
ausen, 2,5h reine Laufzeit
13km
Kilingi-Nõmme nach RMK Kopra tare lõkkekoht (zu deutsch: RMK-Zeltplatz Kopa tare)

Die Hauptstraße von Kilingi-Nõmme liegt immer noch wie ausgestorben da. Es ist warm, der Bus ist am späten Vormittag angekommen, und über der Kleinstadt liegt eine ruhige Hitze, wie ich sie zuletzt in spanischen Dörfern zur Mittagszeit gesehen habe. Kaum jemand auf der Straße, kaum Bewegung.


Heute steige ich endlich in den Fernwanderweg „Oandu – Ikla“ ein, der auf 370km Estland von Südwesten nach Nordosten durchquert. Mindestens für eine Woche werde ich diesem Weg folgen, an dem wie auf einer Perlenschnur halbwilde Zeltplätze aufgereiht sind. Betreut wird der Weg und die Einrichtungen am Wegesrand vom RMK (kurz für Riigimetsa Majandamise Keskus; und weil sich das kein Schwein merken kann: eben RMK), der staatlichen Forstverwaltung.

Und die legt erstmal mächtig los. Gleich am Ortsrand von Kilingi-Nõmme liegt eine schöne Hütte mit Teich. Kannste mieten. Ich will aber weiter. Kleine Pfade, schicke Infotafeln zu lokaler Geschichte, eine sneaky Überquerung der letzten großen Straße für mindestens 3 Tage. Geht SEHR gut los!


Dann aber biegt der Weg auf eine Forststraße neben einer Hochspannungsleitung ein, und mir wird klar: Das war's jetzt mit hübschen Wegen. Und zwar nicht nur für heute, sondern auch für die nächsten Tage. Zweimal links abbiegen, einmal rechts, einmal links, dann bin ich da. Dazwischen viel geradeaus.

Eigentlich... wenn ich ehrlich bin... sind die Wege hier genauso wie in Lettland. Öde. Aber immerhin schafft es das RMK, mal hier einen Wegweiser hinzustellen, da mal einen Parkplatz mit einer Bank, dort eine Infotafel. Das hilft ein wenig, daß die alten Wunden nicht sofort wieder aufreißen, aber als ich an meinem Zeltplatz für heute Nacht ankomme, war der Weg trotzdem vor allem: Langweilig.


Ich entere den halbwilden Platz im Wald, es gibt zwei Picknicktische, Feuerstellen, ein Lean-to, ein gutes Plumpsklo und sonst nicht viel. Beim Versuch, sich mal kurz den Schweiß und Staub des Tages vom Körper zu waschen, versinke ich bis fast ans Knie im Schlamm des – Grabens? neben dem Zeltplatz. Ok, mit Baden wird’s hier nix. Aber wie zur Hölle kriege ich Wasser für meinen Wasserfilter geschöpft, ohne mich von Kopf bis Fuß mit Schlamm einzusauen? Am Ende löse ich das mit einer leeren Flasche, die ich an einer Schnur (immer dabei...) von der Brücke aus in den Graben werfe. Wasser geschöpft, Wasser gefiltert, ich habe wieder was zu Trinken.


Das Zelt baue ich in den Holzunterstand ein (ichbinsoclever!), heute Nacht soll es schon regnen, wie die nächsten Tage auch. Und weil ich gerne so lange wie möglich vermeiden möchte, ein nasses Zelt mit mir herum zu schleppen, steht das Ding heute unter Dach.

Den Rest des Abends verbringe ich mit Lesen und Zecken von den Beinen schnippen (hört das denn nie auf?), am Himmel ziehen sich schon Regenwolken zusammen und ich bin froh, daß ich aus der wuseligen Stadt wieder zurück im Wald bin.


 

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