Samstag, 13.05.2023
Morgens 7°, Nachmittags 21°; bedeckt
6,5h mit Pausen, 4h reine Laufzeit
21km
Margionys nach Zeltplatz Trakiškiai
Die erste Nacht im Zelt war --- wie eine erste Nacht im Zelt halt immer so ist. Bin immer wieder aufgewacht, entweder weil ich mich kunstvoll in meinem Schafsack verheddert hatte, weil der Hund nebenan gebellt hat oder einfach so. Ich brauche immer ein paar Tage, bis ich mich daran gewöhne.
Der erste Morgen ist kühl und klamm, ich packe mißmutig das Zelt zusammen, obwohl es noch leicht naß ist. Auch meine Trocknungsversuche in der Sonne waren vergeblich. Dafür kann ich direkt neben meinem Zeltplatz in den Wald abtauchen. Bei der Planung der Tour hatte ich mir für diese Stelle großzügig „300m querfeldein bis zur Bahnlinie“ vorgenommen, aber beim Anblick des hier schier undurchdringlichen Unterholzes ändere ich diesen Plan mal fix.
Statt dessen folge ich
einfach der nächstbesten Sandpiste, und mogele mich über ein paar
wilde Wiesen hoch auf den Bahndamm. Hier führte früher die
Bahnlinie von Vilnius nach Hrdona lang; damals einig Sowjetunion,
jetzt EU und Belarus. Dieser Teil der Bahnlinie ist schon lange
stillgelegt, meterhohe Bäume wachsen zwischen den Schienen, die in der breiten
russischen Spurweite gelegt sind. Schnurgerade zieht sich die Bahn
nach Nordosten, vorbei an Sümpfen, Wäldern, einzelnen Holzhäusern.
7 Kilometer geradeaus sind eher eine geistige Herausforderung, aber
irgendwann stehe ich in Marcinkonys an der Straße, da drüben ist der
Bahnhof, ab hier ist wieder Betrieb und ein Zug steht zur Abfahrt
nach Vilnius bereit.
Gleich neben dem Bahnhof bastelt eine kleine Damengruppe an den örtlichen Blumenbeeten herum und darf sich dabei ständig die guten Ratschläge ihrer Ehemänner anhören (die absurderweise in ihren Autos sitzen geblieben sind). Ich entere ich den Dorfsupermarkt und zirkele mehrfach durch die genau 3 Regalgänge, bis ich gefühlt 3kg zusammengekauft habe. 1,5l ganz schräge litauische Kräuterlimonade, Brot, Käse, ein paar Gurken, ein paar Kekse. Was ich halt bis morgen Abend so brauchen werde. (Einschub aus der Zukunft: Der hier beschriebene Einkauf hat am Ende für d-r-e-i Tage gereicht...)
Ich hatte hier im Ort
noch auf ein Café spekuliert, aber das macht erst in über einer
Stunde auf, so lange mag ich nicht warten. Statt dessen sitze ich auf
dem Picknickplatz des Nationalparkhauses und staune Bauklötze,
wieviel Ausflugsverkehr hier an einem Samstag so passiert. Mein Eindruck war immer, daß in dieser Gegend kaum jemand unterwegs ist.
Das Weiterlaufen fällt mir schwer, ich spüre zum ersten Mal wieder die Schmerzen in der Hüfte, die mir die letzten Wochen schon zu schaffen gemacht hatte. Gleich hinter Marcinkonys geht es wieder für 2 Stunden in den Wald, wieder nur geradeaus, ich schalte den Kopf ab.
Ich suche mir den
schönsten Picknicktisch neben dem Fluß aus und baue mein Zelt auf, der Platz leert
sich zügig. Das Waschen im Fluß ist schon wieder SEHR erfrischend und dank intensiver Betreuung durch die lokalen Mücken sehr schnell abgeschlossen. Ich krieche gegen 21:00 in den Schlafsack, die Zeltgruppe nebenan hat noch ein Lagerfeuer angeworfen, aber ich döse relativ zügig weg.




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